Schachtar Donezk war 2016/17 Gegner der Young Boys in der Champions-League-Qualifikation und der klare Favorit. Aber den Bernern gelang nach dem 0:2 in Lwiw der grosse Wurf im Rückspiel.
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Wenn YB in der UEFA Champions League am Mittwochabend (Gelsenkirchen, 18:45 Uhr) auf Schachtar Donezk trifft, werden automatisch Erinnerungen wach – schöne Erinnerungen an zwei Begegnungen im Rahmen der Qualifikation für die Königsklasse 2016/17.
Es ist der 26. Juli 2016, als die Berner nach Lwiw (zu Deutsch: Lemberg) reisen, einer Universitätsstadt im Westen der Ukraine. Dort trägt Schachtar zu jener Zeit seine Heimspiele aus, weil in der Donbass-Region, zu Schachtars Heimatstadt Donezk gehört, seit 2014 Kriegszustand herrscht.
Donezk ist ein Team gespickt mit individueller Qualität. Und es ist die Mannschaft, die den Ton angibt. Der Gast aus der Schweiz, trainiert von Adi Hütter, beansprucht viel Glück und einen starken Yvon Mvogo im Tor, um zur Pause lediglich 0:1 in Rückstand zu liegen. Vor lediglich 5'000 Zuschauenden in der EM-Arena von Lwiw handeln sich die Young Boys nach 56 Minuten eine zusätzliche Hypothek ein. Milan Vilotic sieht die Gelb-Rote Karte – und Schachtar erhöht in Überzahl auf 2:0.
Hütter spricht hinterher von einem «Kampf mit ungleichen Waffen», erst recht nach dem Platzverweis für Vilotic. Aber er verspricht, dass YB acht Tage später alles riskieren werde. In der Öffentlichkeit ist der Glaube an den Coup überschaubar. Das lässt sich auch daran ablesen, dass die Kulisse im Rückspiel mit 9’365 Menschen bescheiden ist.
Aber: Wer den Abend im Wankdorf verbringt, wird entschädigt. Und wie! Nach torloser erster Halbzeit übernimmt Yuya Kubo die Hauptrolle. Innerhalb von sechs Minuten erzielt der Japaner zwei Tore, womit YB das Defizit aus dem Hinspiel wettgemacht hat. Bei beiden Toren war Miralem Sulejmani auf der linken Seite massgeblich an der Vorbereitung beteiligt.
Nach 90 Minuten steht es 2:0, nach der Verlängerung immer noch. Damit wird ein Penaltyschiessen fällig. Guillaume Hoarau macht den Anfang, der Gast zieht nach, Kubo bewahrt die Nerven, dann pariert Mvogo einen Elfmeter. Florent Hadergjonaj verschiesst zwar, aber Yaroslav Rakitskyi trifft nur die Latte. Alain Rochat erhöht auf 3:1, Marlos verkürzt, und Milan Gajic ist es, der für die Entscheidung sorgt. Sein 4:2 bedeutet, dass YB den Coup landet, mit dem kaum mehr jemand gerechnet hat.
«Ich bin wahnsinnig stolz auf meine Mannschaft», sagt Adi Hütter hinterher, «das ist der schönste Moment, seit ich in Bern bin. Es ist alles aufgegangen, der Traum geht weiter.»
Dieser Traum platzt im Playoff gegen Borussia Mönchengladbach. Nach dem 1:3 in Bern verliert YB in Deutschland 1:6. Die europäische Reise geht in der Saison 2016/17 in der Europa League weiter.
YB - Schachtar Donezk 2:0 (4:2 n.P.) Stade de Suisse. - 9‘365 Zuschauende. - Schiedsrichter Buquet (FRA). - Tore: 54. Kubo (Sulejmani) 1:0. 60. Kubo (Hoarau) 2:0. - Penaltyschiessen: Hoarau 1:0. Srna 1:1. Kubo 2:1. Fred scheitert an Mvogo. Hadergjonaj verschiesst. Rakitskiy trifft die Latte. Rochat 3:1. Marlos 3:2. Gajic 4:2. YB: Mvogo - Sutter (116. Obexer), Von Bergen, Rochat, Lecjaks - Ravet (88. Hadergjonaj), Bertone (111. Gajic), Sanogo, Sulejmani - Hoarau, Kubo. Schachtar Donezk: Pyatov - Srna, Kryvtsov (120. Rakitskiy), Ordets, Ismaily - Marlos, Stepanenko, Fred, Taison; Eduardo (62. Seleznyov) , Dentinho (75. Wellington). Bemerkungen: YB ohne Vilotic (gesperrt), Gerndt, Benito, Seferi und Schick (alle verletzt). Schachtar ohne Bernard (verletzt). 68. Lattenschuss von Bertone. - Verwarnungen: 11. Kubo. 15. Rochat. 52. Hoarau. 66. Stepanenko. 71. Fred. 80. Taison. 92. Sanogo. 96. Sutter (alle Foul).
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