28.04.23 On this Day

In der Saison 2017/18 sichert sich YB den ersten Meistertitel nach 32 Jahren. Das 2:1 gegen Luzern in der 32. Runde gehört zu den denkwürdigsten Begegnungen in der 125-jährigen Klubhistorie. Ein Blick zurück auf den Tag vor exakt fünf Jahren.

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Wir schreiben den Frühling 2018, es geht auf den 28. April zu, auf das Heimspiel gegen den FC Luzern, und Steve von Bergen soll eine Frage beantworten. «Schweizer Meister YB – wie klingt das für Sie?» Der damalige Abwehrchef sagt: «Unglaublich! Nein, es wäre mehr als das. Ich finde kein passendes Wort dafür.»

Was sich dann zuträgt, an diesem 28. April also, ist in der Tat unglaublich. Und brennt sich ins Gedächtnis aller ein, die mit YB verbunden sind oder sich verbunden fühlen. Es ist ein Match, der an Dramaturgie nicht zu übertreffen ist, der alles beinhaltet, was berechtigten Anlass gibt, von einem historischen Match zu reden.

31’120 Menschen füllen das Wankdorf-Stadion bis auf den letzten Platz, die Ambiance ist vor dem Anpfiff prickelnd. Ein Sieg – und YB ist erstmals seit 32 Jahren wieder Meister. Aber da ist ein Gegner, der Lust hat, die Rolle des Spielverderbers zu übernehmen. An der Seitenlinie der Luzerner steht ein gewisser Gerry Seoane, der ein halbes Jahr zuvor noch die U21 in der 1. Liga betreute.

Der FCL ist ein zäher Widersacher, der bis zur Pause das 0:0 hält. Und der kurz danach für eine kurze Schockstarre beim Berner Anhang sorgt. Christian Schneuwly, der ehemalige YB-Spieler, bringt den Gast mit einem Freistoss in Führung. Die Einheimischen reagieren heftig, drängen auf den Ausgleich und kommen bereits fünf Minuten später zum 1:1. Christian Fassnacht geht nach einem Rencontre mit Idriz Voca im Luzerner Strafraum zu Boden, Guillaume Hoarau verwertet den fälligen Penalty.

Die Stimmung steigt – bis sich diese Situation in der 76. Minute im YB-Sechzehner ereignet: Hoarau, der Stürmer, verteidigt gegen Yannick Schmid so, dass Schiedsrichter Stephan Klossner das als regelwidrig taxiert. Elfmeter für Luzern. Im YB-Tor steht Marco Wölfli, der Altmeister, und was dann folgt, ist ein unfassbarer Teil dieser emotionalen, ja wahnsinnigen Geschichte. Der Mann, der nur wegen David von Ballmoos’ Verletzung in der Rückrunde im Tor steht, lenkt den Penalty von Valeriane Gvilia an die Latte.

Das Drehbuch sieht noch einen Akt vor – in der 89. Minute. Jean-Pierre Nsame, in der 74. Minute eingewechselt, rückt in den Mittelpunkt, und zwar so: Miralem Sulejmani flankt von der linken Seite, Hoarau legt mit dem Kopf auf, Nsame trifft per Dropkick. 2:1, Ekstase pur, und nach dem Schlusspfiff brechen alle Dämme. Innert Kürze wird der Platz von euphorisierten Menschen geflutet, die Meisterparty ist lanciert.

Es fühlt sich märchenhaft an, wie alles gelaufen ist. Oder um es mit den Worten von Marco Wölfli zu sagen: «Es war fast kitschig. Aber es hat so sein müssen». Lange ist er Reservist gewesen, auf einmal aber macht er den Unterschied aus. «Es ist halt so in diesem Geschäft: So schnell wie du weg bist, so schnell bist du wieder da. Und umgekehrt», sagt er.

Bern feiert, intensiv und ausführlich, und mittendrin ist auch der Trainer, der nach der Saison den Klub verlässt: Adi Hütter. «Es war ein absoluter Krimi», erklärt der Österreicher, «Luzern hat uns alles abverlangt.» Siegtorschütze Jean-Pierre Nsame fügt an: «Unglaublich! Verrückt! Wir hatten eine wunderbare Gruppe beieinander, die ein grosses Ziel erreicht hat.» Und schliesslich gelingt Christian Fassnacht eine passende Zusammenfassung der Ereignisse: «Der Autor dieses Drehbuchs ist ein ganz Grosser.»

[pd][sst]




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