«…und als Captain Geni Meier den Siegestreffer einknallte, da reckten sich 100'000 Hände in die Höhe, um zu jubeln, zu winken und einer Freude Ausdruck zu geben, die sich in eine minutenlange Ovation auflöste.»
Der Satz stand am Tag danach, am 16. April 1959, im «Bund». Bern, ja die ganze Fussball-Schweiz war begeistert von der Leistung der Young Boys, die vor offiziell 60'000 Zuschauenden (es dürften aber ein paar Tausend mehr gewesen sein…) den französischen Meister im Halbfinal des Europacups der Meisterclubs, Stade de Reims, mit den französischen Stars Colonna, Jonquet, Fontaine, Piantoni und Vincent, bezwungen hatten. Das 1:0 in der 13. Minute war ein zu karger Lohn für die Glanzleistung der Gelbschwarzen, die vom belgischen Schiedsrichter Van Nouffel mehrmals benachteiligt worden waren. Ein Tor wurde ihnen aberkannt, zwei fällige Foulpenalties wurden ihnen nicht gewährt, zudem hatte Heinz Schneiter mit einem Lattenschuss noch Pech. Aber auch so: Es war ein unvergessener, ja für Fussball-Bern ein geschichtsträchtiger Match. Klar, der Weg in den Halbfinal war damals leichter zu bewerkstelligen als heutzutage: Im Meistercup durften pro Nation nur die Champions mitspielen – und es gab (Sowjetunion und Jugoslawien stellten nur je einen Vertreter) auch deutlich weniger Teilnehmerländer. Aber trotzdem: Der YB-Einzug in den Halbfinal war eine grossartige Leistung: Bis es so weit war, mussten (nach einem Freilos) der ungarische Champion MTK Budapest (2:1 und 4:1) sowie die ostdeutschen «Staatsamateure» von Wismut Chemnitz (2;2, 0:0 und 2:1 im Entscheidungsspiel in Amsterdam) eliminiert werden. Zurück zum Berner Spiel vom 15. April 1959: Auf der grossen Wankdorf-Stehrampe drängten sich die Massen der Zuschauenden, dass die Metallstützen auf den Rängen innert kürzester Zeit plattgewalzt waren. Die Menge bewegte sich in Wellenbewegungen beängstigend auf und ab, eine einzelne Person hatte keine Chance, seinen Stehplatz zu verteidigen oder zu wechseln. Da reihten sich Leib an Leib, Kopf an Kopf – und wer von kleiner Statur war, sah vom Match vielleicht die Hälfte… Dass damals keine Unfälle passierten, grenzt nach heutigen Erkenntnissen an ein kleines Wunder. Eine Rakete, ein Flaschenwurf, eine Schlägerei – all das hätte zu einer Katastrophe führen können. Doch es passierte nichts und die Poliei meldete tags darauf: «Ab 23.30 Uhr war die Berner Verkehrslage wieder normal.» Auf der Allmend waren 8'250 Autos parkiert, dazu 185 Cars, und die Verkehrsbetriebe sorgten mit 60 Trams und 17 Bussen für den geordneten Hin- und Rücktransport des Publikums. Den legendären Match damals bestritten die Young Boys von Trainer Albert Sing mit folgender Mannschaft: Walter Eich - Niklaus Zahnd, Heinz Bigler - Heinz Schneiter, Willy Steffen, Toni Schnider - Marcel Flückiger, Gilbert Rey, Geni Meier, Ernst Wechselberger, Toni Allemann. Im Rückspiel in Paris setzte es eine 0:3-Niederlage ab. Das Finalspiel gegen Real Madrid durfte deshalb Stade de Reims bestreiten. Real entschied diese Partie mit 2:0 für sich.
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