Januar 1961. Es ist Winterpause im Schweizer Fussball. YB (18 Punkte) belegt «nur» Rang 3 in der Halbzeit-Rangliste hinter Servette (22) und dem FCZ (20). Das Titelrennen ist noch offen und die jüngste grossartige Vergangenheit macht optimistisch: In den letzten vier Jahren wurden die Young Boys viermal Schweizermeister, sie gewannen 1958 den Cup und stiessen 1959 bis in den Halbfinal des Europacups der Meisterclubs vor.
Die grossen Erfolge spülten ordentlich Geld in die Vereinskasse – nun aber sollten auch die Spieler (die ja noch nicht Profis waren und allesamt einen Beruf ausübten) nebst den bescheidenen Siegprämien in besonderer Form vom Geldsegen profitieren können: Und zwar mit einer 30-tägigen Fernost-Reise mit Stationen wie Colombo, Singapur, Kuala Lumpur, Saigon, Hongkong, Karachi und schliesslich Kairo. 27'000 Kilometer betrug die Gesamtdistanz, und nebenbei durften (oder mussten) die YB-Fussballer zehn Spiele bestreiten.
Die Expedition war in jeder Beziehung aussergewöhnlich – und für die Teilnehmer auch unvergesslich. In Bern (und der interessierten übrigen Schweiz) verfolgte man die telefonisch übermittelten Reiseberichte mit grossem Interesse, und nach Abschluss der Fernost-Reise dokumentierte der in Farbe (!) produzierte Film «Der Sonne entgegen» das YB-Abenteuer auch noch in zwei Berner Kinos.
Dazu eine Bemerkung: Vor sieben Jahren wurde dieser Film wieder entdeckt und in der «Cinemathek Lichtspiel» dem interessierten Publikum vorgeführt. Die fünf Vorstellungen waren allesamt ausverkauft – und die Spieler von einst waren mit Begeisterung noch mit von der Partie.
Doch zurück zum Jahr 1961: Bei Schneetreiben bat Trainer Albert Sing zum Fernost-Warm-up ins Wankdorf, dann gings am 28. Januar mit der SBB nach Kloten, wo eine DC-6 auf die Young Boys wartete. Die Berner Delegation – einheitlich eingekleidet und selbstverständlich mit Hut – posierte noch einmal zum Abschiedsfoto.
Die zehn Spiele in Fernost, sagte der leider vor fünfeinhalb Jahren verstorbene Heinz Schneiter, seien damals eher nebensächlich gewesen. Aber sie hätten, wie die ganze 30-tägige Expedition, letztendlich dazu geführt, dass YB seinen Meistertitel nicht habe verteidigen können. Man sei «ausgelaugt» nach Bern zurückgekehrt – zwar mit vielen Erinnerungen und tollen Eindrücken. Aber die Kraft für die Rückrunde habe schliesslich gefehlt.
Es war der Anfang vom Ende der glorreichen Ära von Trainer Albert Sing.
[cb][sst]