31.08.17 Interview mit Christoph Spycher
YB-Sportchef Christoph Spycher blickt im Interview auf die ersten fünf Wochen der neuen Saison zurück, äussert sich zur Europa League und zu den neuen Spielern Nicolas Moumi Ngamaleu und Pedro Teixeira.


Christoph Spycher, wie sieht Ihr Fazit der ersten Saisonphase aus?

Man hat das Potenzial der Mannschaft gesehen, wir haben zum Teil sehr gute Leistungen gezeigt. Die ersten drei Meisterschaftspartien und die Heimspiele gegen Dynamo Kiew und ZSKA Moskau, das waren sehr gute Vorstellungen. Gefreut hat mich auch die Leistung im Cup gegen Breitenrain, weil das Team hochkonzentriert war und seine Aufgabe sehr professionell gelöst hat.

Was war weniger gut?
Es gab Spiele, in denen wir nicht das leisten konnten, was wir eigentlich wollten. Die zweite Halbzeit in St. Gallen oder das Heimspiel gegen Thun zum Beispiel. In den Partien in Kiew und vor allem in Moskau konnte die Mannschaft nicht das Optimum herausholen, wobei es zu bedenken gilt, dass wir dort auf sehr starke und international äusserst erfahrene Gegner getroffen sind. Wir haben eine Mannschaft, die sehr guten Fussball und eine starke Rolle spielen kann. Aber wir dürfen nicht nachlassen. Wenn wir das tun, erreichen wir nicht die gewünschten Resultate.


"Wir dürfen nicht nachlassen"


Ist YB einen Schritt weitergekommen im Vergleich zum Vorjahr?
Die Ausgangslage in der Meisterschaft ist sicher besser als vor einem Jahr. Ob wir wirklich weiter sind, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. Was YB bisher gezeigt hat, war in Ordnung. Aber wir wollen nun "eine Schippe drauflegen". Das wird nicht einfach, aber wir wollen uns den interessanten Herausforderungen stellen.


YB-Sportchef Christoph Spycher.

Die Young Boys haben bisher mehr Spiele bestritten als alle anderen Teams in der Super League.
Die vielen Spiele sind in erster Linie eine grosse Herausforderung für die Spieler und das Trainerteam. Es muss die tägliche Belastung steuern und individuell auf einzelne Spieler einzugehen. Spieler mit viel Einsatzzeit trainieren eher dosiert, andere mit weniger Spielpraxis müssen im Training forciert werden. Gleichzeitig gilt es, die Mannschaft zusammenzuhalten, um sie auf die vielen Spiele vorzubereiten. Das ist nicht einfach. Wir sind nun innerhalb von sieben Jahren zum fünften Mal in der Europa League, das ist genial. Beklagen wollen wir uns deswegen sicher nicht. Um die regelmässigen Europa-League-Teilnahmen beneidet uns mit Ausnahme von Basel wohl jeder andere Schweizer Club.

Ganz glücklich waren Sie bei der Auslosung der Gruppenphase aber nicht?
Nein. Dass wir erneut auf Kiew treffen, ist unglücklich. In Monaco sassen wir als YB-Vertreter direkt hinter der Dynamo-Delegation. Später waren wir uns im Gespräch mit Kiew einig: Die UEFA müsste verhindern, dass man innert Kürze in der Qualifikation und in der Gruppenphase auf den gleichen Gegner treffen kann.


"Europäisch zu überwintern wäre toll für YB"


Wie beurteilen sie die anderen beiden Teams, Partizan Belgrad und Skënderbeu?
Das ganz grosse Zugpferd fehlt in unserer Gruppe. Wir haben schon bei den Auslosungen in der Champions-League-Qualifikation und in den Playoffs gesagt, dass wir nicht hadern wollen. Wir können nichts daran ändern. Wir spielen gegen Partizan Belgrad, einem Traditionsverein aus Serbien, das ist eine sehr grosse Herausforderung. Skënderbeu ist nach 2015/16 bereits zum zweiten Mal in der Gruppenphase dabei und hat in diesem Jahr drei Qualifikationsrunden und die Playoffs gegen Dynamo Zagreb überstanden. Der albanische Fussball ist im Aufwind. Diese Gruppe ist nicht einfach, aber wir haben die Ambition, weiterzukommen. Wir müssen auch in der Gruppenphase jede Partie wie ein K.O.-Spiel angehen.

Im letzten Jahr fehlte sehr wenig.
Genau. Das erste Spiel zuhause gegen Olympiakos ging verloren, diese Punkte fehlten dann auch am Schluss. Wir müssen in jedem Spiel eine Topleistung abrufen und rechnen uns gegen Dynamo Kiew, Partizan und Skenderbeu Chancen aus, einen der beiden ersten Plätze zu erreichen. Europäisch zu überwintern, das wäre eine tolle Sache für YB.


"Wir sind von Moumi Ngamaleu sehr überzeugt"


In den letzten Tagen sind zwei neue Spieler zu YB gestossen. Was können sie zu Nicolas Moumi Ngamaleu sagen?
Ihn hatten wir schon länger beobachtet. Ngamaleu hat in Altach in der letzten Saison meistens als Stürmer gespielt, wir sehen ihn aber eher auf der Seite. Als sich der Abgang von Yoric Ravet zu Freiburg konkretisierte und wir die verschiedenen Möglichkeiten prüften, war Moumi Ngamaleu bald unser Favorit. Er ist nicht derselbe Spielertyp wie Yoric Ravet, sie lassen sich nicht vergleichen. Wir sind von Moumi Ngamaleu sehr überzeugt. Er hat in Altach auch in der laufenden Saison hervorragende Leistungen gezeigt, insbesondere in der Europa-League-Qualifikation.

Und Pedro Teixeira?
Die Planung bei ihm war eher mittelfristig ausgerichtet. Auch Pedro Teixeira hatten wir schon einige Zeit beobachtet. Nun hat sich die Situation mit dem Abgang von Yoric Ravet und der Verletzung von Taulant Seferi ein wenig verändert, deswegen wollten wir ihn jetzt schon bei uns haben. Er ist ein junger, talentierter Spieler mit Potenzial, der noch viel lernen muss. Wir wollen ihn behutsam heranführen.

[sst]



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