29.03.23 On this Day

Rund fünf Jahre nach der Gründung des FC Young Boys wurde unser Verein erstmals Schweizer Meister. 1901 stiegen die Young Boys in die Serie A auf und bereits nach der ersten Saison in der höchsten Spielklasse warteten die Finalspiele auf YB. Dort gab es ein Remis gegen den FC Bern und eine Niederlage gegen Zürich – in der Endabrechnung resultierte damit der zweite Platz.

Ein Jahr später folgte bereits der erste Meistertitel. YB entschied die Gruppe Central mit 12 Punkten aus sieben Spielen für sich (Zwei-Punkte-Regel). In den Finalspielen kam es zu den Begegnungen mit dem FC Zürich (am 22. März) und dem FC Neuchâtel – am 29. März 1903 in Biel, genau heute vor 120 Jahren.

Der erste YB-Meistertitel, wunderbar beschrieben im Buch «40 Jahre YB»

Am 22. März Grosskampftag auf dem Grasshopper-Platz: Final gegen F.C. Zürich. Y. B. stellte zum erstenmal diese Saison seine vollständige Mannschaft:

Joss - Prince, Gamper - Lehmann, Schwab, Rohr - Schwab, Frey, Brodbeck, Kämpfer, Kratz.

Das Spiel war entsprechend dem starken Gegner sehr gut und es zeigte sich, dass die Revanche für das Vorjahr ihren Grund in einer gesteigerten Leistung der Y.B.-Mannschaft hatte. Erster Final wurde 3:1 gewonnen.

Am 29. März fiel endlich die reife Frucht im zweiten Final in Biel gegen den Westmeister Neuchâtel. Am 15. Februar hatte nämlich die Erste ein Freundschaftsspiel gegen ein Team aus den Genfer Clubs zusammengesetzt, in Genf unglücklich 1:4 verloren, das war für den Neuenburger Gegner Grund genug, uns glatt zu unterschätzen, um so mehr, als wir den gefürchteten Gamper und den famosen linken Flügel Kratz durch den untrainierten Marti und den blutjungen Rüetschi ersetzen mussten, also ganz wesentlich geschwächt schienen:

Joss - Prince, Marti - Lehmann, Schwab, Rohr - Schwab, Frey, Brodbeck, Kämpfer, Rüetschi.

Dabei hatten die Neuenburger jene unberechenbare Stärke, die welsche Mannschaften oft zu wahren Wunderteams macht, wenn sie, wie man so sagt, «ihren Tag» haben, das war damals genau so wie heute.

Also vorerst hatten wir gar nichts zu lachen, wir lachten aber auch nicht, denn die erste Halbzeit schien zu beweisen, dass der Gegner «seinen Tag» hatte: flink, Flügelläufe auf Teufel komm heraus, ein etwas dem Zufall überlassener Center, ja, das hat schon mancher starken Mannschaft das Stutzen gelehrt, und wir stutzten. Aber mit der Zeit wurden die Gegner müde, sie liefen, statt den Ball laufen zu lassen, die Ueberrumpelung war misslungen und ein Prachtsgoal, aus einem Volley abgenommenen Center, schmettert Frey zum 1:0 ins Netz. Ich habe selten eine solche Bombe landen gesehen. – War es der 0:1-Rückstand oder die Art und Weise, wie das gemacht wurde: von da ab und besonders nach der Pause fiel Neuenburg total auseinander, es folgte ein Spiel in der Platzhälfte des Gegners, ein Schlussresultat von 5:0 und dadurch die erste schweizerische Meisterschaft.

Die Uebergabe des Bechers durch den Delegierten des Verbandes, Herrn Escher, Zürich, am Abend im Cafe du Theatre war ja wundervoll. Viele, allzuviele Leute waren anwesend, die Mannschaft als Ganzes war berühmt geworden, gefeiert, bestaunt. – Aber ich weiss nicht, das, was wir Nächstbeteiligten empfanden, war in dieser überlauten Umgebung nicht so recht zuhause und den meisten von uns war wohl der Empfang am Bahnhof, als der Zug gegen Abend von Biel her einfuhr, eine Freude in ihrer Art, die zu Herzen ging. Auf weite Strecken der Perrons dicht besetzt, bis auf die Strasse hunderte von Leuten, die aus wahrer Sympathie gekommen waren. Das brausende Gemisch der freudigen Zurufe klang wie eine Anerkennung aus dem Volk.


Die Meistermannschaft von 1903:
Oben von links: Max Schwab, Herrmann Kratz, Walter Lehmann, F. Brodbeck, Paul Rohr, Hans Kämpfer, Fredy Gamper. Unten von links: Walter Frei, Fritz Joss, Oskar Schwab, E. Prince.

[sst]




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