Die Young Boys unterlagen im dritten Gruppenspiel der UEFA Champions League Manchester City 1:3, verdienten sich mit ihrer Leistung aber den Applaus des Publikums. Alle Tore fielen in der zweiten Halbzeit: Meschack Elia gelang nach Manuel Akanjis 0:1 postwendend der Ausgleich, dann traf Erling Haaland für die Engländer doppelt.
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Kurz vor 23:00 Uhr ist es, als sich die Young Boys verabschieden – und doch noch so etwas wie einen Lohn erhalten. Das Publikum feiert die Mannschaft, die zwar 1:3 verloren, aber insgesamt eine starke Vorstellung gegen Manchester City abgeliefert hat. «Nach einer Niederlage ist man immer enttäuscht, auch gegen das weltbeste Team», sagt Raphael Wicky, «aber wir dürfen trotzdem stolz sein. Wir kämpften solidarisch und waren taktisch gut.»
Am Vortag erklärt der YB-Trainer, er wünsche sich Mut von seiner Mannschaft, eine Mannschaft, die an sich glaubt: «Wir wollen die Chancen sehen, nicht die Gefahren.»
Manchester City steht YB gegenüber, der aktuelle Titelverteidiger der Champions League, das Team, das in den vergangenen sechs Jahren fünfmal Meister in England geworden ist. Und an dessen Seitenlinie Trainer Pep Guardiola steht. Vom Spanier gibt es im Vorfeld lobende Worte für YB: «Wir stellen uns auf einen physisch sehr starken Gegner ein.» Und: «Ich erwarte ein sehr, sehr hartes Spiel mit einem Publikum, das sein eigenes Team tragen wird.»
Vor der Ostkurve hängt zuerst ein Transparent, das Überzeugung ausdrückt: «Mir chöi jede Gägner schlah.» Dann weicht es einem anderem, auf dem die Botschaft steht: «Wichtig isch dr Gloube dra!»
Und dann geht diese Partie, auf die man sehnlichst gewartet hatte, bei strömendem Regen los. YB startet so, wie sich Raphael Wicky das vorgestellt hat. Filip Ugrinic stürmt los, schliesst ab, Goalie Ederson ist aber zur Stelle.
Danach übernimmt Manchester City das Diktat, ist häufig in Ballbesitz, und es bietet sich ein Bild, das zu erwarten war. Aber YB wehrt sich generös und dank klarer Organisation auch erfolgreich. Wenn die Engländer doch einmal die Lücke finden, ist Verlass auf Anthony Racioppi. Der Goalie pariert gegen Jérémy Doku (24.), kurz vor der Pause noch einmal gegen den Belgier, und schliesslich stoppt er auch Rodri. Und als Racioppi einmal geschlagen scheint, eilt Loris Benito zu Hilfe und schlägt den Ball von der Torlinie weg.
YB ist vorwiegend mit Defensivarbeiten beschäftigt, aber das heisst nicht, dass der Betrieb in der Offensive inexistent ist. Vor der Pause tauchen die Berner im Sechzehner von City auf und haben durch Itten mit einem Kopfball (39.) eine günstige Chance. So oder so: YB verdient sich mit einer kämpferisch hervorragenden Leistung das 0:0 zur Pause und entsprechenden Applaus von den Rängen.
Die zweite Halbzeit fängt denkbar ungünstig an. Racioppi vermag einen Kopfball von Ruben Dias zwar noch an die Latte lenken, aber der Ball fällt vor die Füsse von Manuel Akanji, der keine Mühe hat, das 1:0 zu erzielen (48.). Doch YB lehnt sich auf, mobilisiert alles, was sich an Energie mobilisieren lässt und antwortet auf den Rückstand. Cheikh Niasse lanciert Meschack Elia mit einem Pass in die Tiefe, der sich nicht mehr aufhalten lässt und für eine Gefühlsexplosion im Wankdorf sorgt. Sein Lupfer über Ederson hinweg landet zum 1:1 im Tor der Engländer.
YB ist drin im Spiel und erhält durch den Ausgleich weiteren Auftrieb. Aber es soll nicht sein mit einem Punktgewinn. In der 67. Minute führt ein Foul von Mohamed Ali Camara an Rodri zu einem Penalty. Der Norweger Erling Haaland läuft an und verwertet mit etwas Glück zum 2:1. Und schliesslich trifft Haaland ein zweites Mal, diesmal mit dem rechten Fuss (86.).
Das 3:1 ist die Entscheidung an diesem tollen Fussballabend. «Die Qualität von Manchester City setzte sich durch», sagt Lewin Blum, während sich Sandro Lauper über die Entstehung der ersten zwei Gegentore ärgert. Aber Lauper, der an diesem Tag den 27. Geburtstag feiert, findet dann doch auch lobende Worte: «Unsere Leistung war gut.»
In der zweiten Partie der Gruppe G verlor Roter Stern Belgrad in Leipzig 1:3 und befindet sich nach drei Spieltagen mit einem Punkt gleichauf mit YB.
Weiter geht es für YB am Sonntag in der Credit Suisse Super League mit der Partie in Lugano (16:30 Uhr). Am 1. November trifft die Mannschaft von Raphael Wicky im Cup-Achtelfinal auswärts auf Rapperswil-Jona aus der Promotion League (19:00 Uhr).
Filip Ugrinic im Duell mit Matteo Kovacic. (Foto: Thomas Hodel)
[pd][dg][sst]
Spielort: Wankdorf
Zuschauende: 31'500 (ausverkauft)
Spielleitung: Morten Krogh (Dänemark)
Tore:
48. Akanji 0:1. 52. Elia (Niasse) 1:1. 67. Haaland (Foulpenalty) 1:2. 86. Haaland 1:3.
Auswechslungen:
72. Bernardo Silva für Doku. 72. Alvarez für Matheus Nunes. 72. Ganvoula für Monteiro. 72. Nsame für Itten. 80. Males für Lauper. 80. Persson für Garcia. 80. Janko für Blum. 90. Sergio Gomez für Haaland. 90. Philipps für Rodri.
Ersatz:
YB: Von Ballmoos, Marzino, Lustenberger, Amenda, Chaiwa, Lakomy, Colley. Manchester City: Ortega, Carson, Walker, Stones, Gvardiol, Foden, Bobb, Hamilton.
Bemerkungen:
YB ohne Imeri (verletzt), Rrudhani, Zbinden (nicht im Aufgebot), Deme (U19). Manchester City ohne De Bruyne (verletzt). 47. Kopfball von Akanji an den Aussenpfosten. 74. Tor von Alvarez wegen vorangehendem Handspiel aberkannt.
Verwarnungen:
4. Monteiro (Foul). 64. Camara (Foul).