04.07.23 On this Day

4. Juli 1954. In Bern herrscht kein Sommerwetter. Es ist ungastlich kühl und regnerisch an diesem Sonntag, der in der Geschichte des Fussballs – vor allem in jener unserer Nachbarnation Deutschland – eingehen wird. Denn im YB-Stadion Wankdorf wird der WM-Final zwischen dem «unbesiegbaren» Ungarn und Aussenseiter Deutschland gespielt. Deutschland gewinnt den aufwühlenden Match vor offiziell 60'000 Zuschauenden mit 3:2. Rahn schiesst das Siegestor wenige Minuten vor Schluss. Man spricht vom «Wunder von Bern».

Das Wunder: Es betrifft einerseits den Sieg des absoluten Aussenseiters, anderseits aber – und zwar noch viel mehr – die Auswirkungen, die der Erfolg für Deutschland hat. Man darf nicht vergessen: Damals, 1954, waren seit dem zweiten Weltkrieg gerade acht Jahre vergangen. Deutschland befand sind im Wiederaufbau, das Land war wirtschaftlich und gesellschaftlich noch immer schwer angeschlagen. Und nun dies: Ausgerechnet dieses Deutschland wird Fussball-Weltmeister! Unglaublich!

Der Stoff vom «Wunder von Bern» dient mehrfach als Vorlage für Buch-, Film- und Musical-Erfolge. Die Spieler von Bundestrainer Sepp Herberger, erlangen bis an ihr Lebensende Heldenstatus. Ihre Namen sind auch heute noch unvergessen: Fritz und Otmar Walter, Turek, Eckel, Rahn, Liebrich, Posipal, Schäfer, Kohlmeyer, Mai und Morlock stehen im Final gegen Ungarn auf dem Feld. Und auf der Trainerbank der Deutschen sitzt neben Herberger auch ein Mann, den man in Bern kennt: Es ist YB-Trainer Albert Sing, der als Assistent des deutschen Bundestrainers wirkt. Herberger hatte sich Sings Dienste in weiser Voraussicht gesichert: Sing, ein Jahr zuvor Cupsieger mit YB, war es, der den Deutschen das Hotel Belvedere in Spiez als WM-Basis empfahl und vermittelte. Noch heute wird das Hotel am Thunersee ebenso wie das Wankdorfstadion von deutschen Gästen, die sich auf WM-Spurensuche befinden, mit Freude und Ehrfurcht besucht.

Sing war nicht der einzige YB-ler, der beim WM-Final eine Rolle spielte. Da gab es auch den legendären Platzwart Walter Brönnimann, der mit seiner kleinen Helferequipe für eine tadellose WM-Anlage sorgte. Und YB war am Endspiel natürlich auch präsent: Der Schriftzug «BSC Young Boys» prangte von der Haupttribüne, auch die übliche YB-Werbung auf den Ecktürmen störte niemanden … und sie ist 69 Jahre später dank historischen Veröffentlichungen noch immer wirksam.

[cb][sst]




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