Der 16. Titelgewinn ist perfekt! Mit einem 5:1 gegen Luzern machen die Young Boys den letzten Schritt, sorgen für grosse Emotionen im ausverkauften Wankdorf und lancieren eine rauschende Party.
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Kurz vor Schluss werden sie hervorgeholt und verteilt, die gelben Meister-Shirts. Als die 91. Minute läuft, streift sich auch Raphael Wicky eines über, der 46-Jährige, der erstmals in seiner Laufbahn als Trainer einen Titel feiern darf. Die «16» prangt auf dem Rücken dieser Leibchen, was natürlich kein Zufall ist: YB wird zum 16. Mal in seiner Klubgeschichte Meister – zum fünften Mal in den letzten sechs Jahren.
Ein paar Sekunden später reckt er die Fäuste in die Luft, und dann gibt es kein Halten mehr: Die Korken knallen, der Champagner fliesst, die Genugtuung ist spürbar. Die Mannschaft hat die Ziellinie überquert, nicht irgendwie, sondern mit einer Gala-Vorstellung gegen den FC Luzern, mit einem 5:1. Fünf Runden vor Schluss beträgt der Vorsprung an der Spitze 18 Punkte.
31 Spiele, 64 Punkte, 75 erzielte Tore, nur 26 Gegentreffer – es sind Zahlen, die erklären, wieso YB zurecht den Titel errungen hat. «Der Klub ist wieder da, wo er hingehört», sagt Jean-Pierre Nsame. «Ich kann meine Gefühle kaum beschreiben. Meister zu werden mit all diesen Kollegen, das ist grossartig. Wir sind wie eine grosse Familie», fügt Fabian Rieder an. Während Sandro Lauper analysiert: «Vergangene Saison lief es nicht so gut. Diesmal hat man von Anfang an gesehen, dass wir die Besten der Liga sind.» Captain Fabian Lustenberger merkt an: «Das eine oder andere Getränk haben wir uns heute verdient.»
Und Raphael Wicky? Dem Trainer ist anzusehen, wie er geniesst, wie er sich freut über den grossen Erfolg. «Ich bin unheimlich stolz auf meine Spieler», sagt er, «wir sind eine echte Mannschaft. Es ist eine Freude, Trainer von YB sein zu dürfen. Vom ersten Tag an spürte ich: Da ist eine Gruppe beisammen, die arbeiten will, die Hunger hat.»
Dem kollektiven Jubel und den intensiven Emotionen geht ein Match voraus, in dem YB nach dem unglücklichen Abstecher am Dienstag nach Zürich wieder sein wahres Gesicht zeigt. «Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass es nicht kribbelt», sagt Wicky kurz vor dem Anpfiff.
31’500 Zuschauerinnen und Zuschauer füllen das Wankdorf-Stadion bis auf den letzten Platz, begrüsst werden die zwei Mannschaften mit einer wunderbaren Choreographie – es herrscht eine prickelnde und meisterliche Atmosphäre. Was das Publikum zu sehen bekommt, passt zum Rahmen. YB und Luzern bieten beste Unterhaltung, und nach 33 Minuten steigt die Stimmung weiter an. Jean-Pierre Nsame gelingt das 1:0, mit seinem 17. Saisontreffer zieht er mit Cedric Itten gleich.
Fünf Minuten später lanciert Fabian Rieder mit einem perfekten Pass Christian Fassnacht, der heute YB als Captain anführt. Fassnacht bewahrt vor Marius Müller kühlen Kopf und den Überblick – 2:0. Diese Phase der Begegnung ist turbulent und längst nicht zu Ende. Aurèle Amenda lenkt den Ball ins eigene Tor ab, aber noch vor der Pause stellt Sandro Lauper den Zweitorevorsprung wieder her. Und wie! Er bezwingt Müller mit einer tollen Direktabnahme.
In der Pause sagt Rieder: «Wir haben gezeigt, wieso wir zuoberst stehen.»
YB ist mit hohem Tempo unterwegs, begnügt sich nicht mit dem 3:1, sondern setzt seine Gala-Vorstellung fort. Nach gut einer Stunde düpiert Rieder den Luzerner Goalie Müller mit einem direkt verwandelten Freistoss, in der 80. Minute trifft auch Itten. Einen Freistoss von Kastriot Imeri vollendet er spektakulär mit dem 5:1.
Das rundet den Berner Auftritt ab. Wenig später geht die rauschende Party los. «Ganz Bern ist auf den Beinen», sagt Sandro Lauper. Den Moment kostet natürlich auch Sportchef Steve von Bergen aus: «Wir haben den letzten Schritt zu einem perfekten Zeitpunkt gemacht. Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft, die eine riesige Saison gespielt hat. Es ist einfach nur wunderschön!»
Diese Saison ist noch nicht zu Ende. Weiter geht es in der Credit Suisse Super League am kommenden Samstag, 6. Mai, mit der Partie in St. Gallen (20:30 Uhr). Und am 4. Juni bietet sich die Chance auf das Double: Im Cupfinal trifft YB im Wankdorf auf den FC Lugano.
Die Meistermannschaft 2022/23 vor der Ostkurve. (Foto: Thomas Hodel)
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Spielort: Wankdorf
Zuschauende: 31'500 (ausverkauft)
Spielleitung: Luca Cibelli
Tore:
32. Nsame (Ugrinic) 1:0. 38. Fassnacht (Rieder) 2:0. 41. Eigentor Amenda 2:1. 44. Lauper 3:1. 61. Rieder (direkter Freistoss) 4:1. 80. Itten (Imeri) 5:1.
Auswechslungen:
68. Mamady für Beloko. 68. Breedijk für Schürpf. 70. Imeri für Fassnacht. 70. Itten für Nsame. 73. Rupp für Dräger. 79. Lustenberger für Rieder. 79. Rrudhani für Ugrinic. 79. Monteiro für Elia. 80. Kimpioka für Villiger.
Ersatz:
YB: Keller, Blum, Benito, Niasse. Luzern: Loretz, Willimann, Hegglin.
Bemerkungen:
YB ohne Camara, Von Ballmoos, Rüegg (verletzt), Maceiras, Marzino (nicht im Aufgebot). Luzern ohne Burch, M. Meyer (gesperrt), Simani, Sorgic, Campo, L. Meyer, Emini, Kadak, Klidje, Toggenburger (verletzt). 54. Lattenkopfball Jaquez.
Verwarnungen:
24. Beloko (Foul). 50. Fassnacht (Foul). 59. Beka (Foul).