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Die Young Boys ziehen in die Königsklasse ein – und wie! Nach dem 3:2 im Hinspiel setzen sie sich auch in der hitzige Atmosphäre von Istanbul gegen Galatasaray durch. Alan Virginius gelingt in der 87. Minute der hochverdiente Siegtreffer.

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Um 0:01 Uhr Ortszeit ist es vollbracht: Nach Mitternacht gehen die Arme nach oben und liegen sich die Young Boys in den Armen. Sie haben eine Mammutaufgabe nicht irgendwie oder mit Glück gelöst, sondern mit einem hervorragenden Auftritt. Alan Virginius sorgt in der 87. Minute dafür, dass die Berner Galatasaray zum zweiten Mal innert einer Woche bezwingen und in die Champions League einziehen.

«Die Leistung war eindrucksvoll», fasst Trainer Patrick Rahmen zusammen, «wir haben umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben.» Die Qualifikation für die Königsklasse stuft er «enorm hoch» ein: «Nach diesem Start in die Saison und dem schwierigsten Los, das wir bekommen konnten, ist dieser Erfolg alle andere als selbstverständlich, sondern schlicht sensationell. Es macht einfach Riesenfreude.»

«Total glücklich» ist Marvin Keller: «Für uns alle geht ein Traum in Erfüllung. Wir haben auch in der zweiten Halbzeit wenig zugelassen, weil wir solidarisch verteidigt und es fertiggebracht haben, an die Leistung des Hinspiels anzuknüpfen. Die Mannschaft hat ein grosses Kompliment verdient.»

Sandro Lauper bilanziert: «Alles ist aufgegangen. Ich bin unglaublich stolz auf das Team.» Stolz macht ihn auch die Art und Weise, wie YB aufgetreten ist: «Wir sind nie hektisch geworden und haben immer die spielerische Lösung gefunden. In der zweiten Halbzeit standen wir etwas tiefer, liessen aber trotzdem kaum etwas zu.» Und wie fühlt es sich nun an, wieder in der Champions League zu stehen? «Grossartig. Man kann davon nie genug bekommen.»

Rückblende. Es ist 22:00 Uhr Ortszeit, als der Abend losgeht – mit Marvin Keller im YB-Tor. David von Ballmoos unternahm nach der Schulterverletzung im Hinspiel zwar alles, um in Istanbul auf dem Platz zu stehen. Weil er bei gewissen Bewegungen doch noch etwas eingeschränkt ist, übernimmt Keller seinen Posten. Ansonsten sieht die Startformation der Berner gleich aus wie am vergangenen Mittwoch.

Im wunderbaren Stadion von Galatasaray herrscht ein ohrenbetäubender Lärm, von dem sich der Gast indes nicht einschüchtern lässt. Kaum hat die Partie begonnen, besitzt er die erste günstige Gelegenheit. Nach einer Hereingabe von Ebrima Colley wird der Schuss von Jaouen Hadjam geblockt (2.). Nur drei Minuten später enteilt Silvere Ganvoula, drückt ab, aber der Ball fliegt am linken Pfosten vorbei – allerdings geht nach dieser Szene die Fahne des Assistenten hoch. Der YB-Stürmer war aus dem Abseits gestartet. Dann muss Goalie Fernando Muslera gleich dreimal eingreifen: nach einem Freistoss von Filip Ugrinic (8.) und zwei Schüssen von Ebrima Colley (12. und 18.).

YB präsentiert sich in diesem Hexenkessel mutig, ganz nach der Vorstellung von Patrick Rahmen, der am Vorabend angekündigt hat: «Wir haben Argumente und wollen Akzente setzen.» Dass der Trainer zufrieden ist mit dem Auftritt, zeigt er immer wieder, indem er an der Seitenlinie applaudiert.

Nach einer halben Stunde scheint die Führung perfekt zu sein. Ganvoula setzt sich nach einem Corner in der Luft durch. Der Ball prallt vom Pfosten zurück, Colley ist zur Stelle. Der Berner Jubel endet leider abrupt: Ihr 1:0, das zweifellos ein verdienter Lohn gewesen wäre, wird wegen Abseits annulliert.

Der Schweizer Meister fährt gleichwohl unbeirrt fort, verteidigt mit aller Konsequenz und sucht immer wieder temporeich den direkten Weg zum gegnerischen Strafraum. YB hat sich zahlreiche Chancen erarbeitet und die Partie bestimmt, was sich nicht zuletzt an der Eckballstatistik von 6:1 zugunsten der Schweizer ablesen lässt. Zur hervorragenden Leistung in der ersten Halbzeit passt darum nur eines nicht: das 0:0 zur Pause.

YB wehrt sich gegen Mannschaft, die zu den Stammgästen in der Champions League, in der Champions League zählt, mit generösem Einsatz. Einmal landet der Ball zwar im Netz der Gäste, aber Kaan Ayhans Treffer wird zurecht wegen Offside aberkannt (56.). Und kurz darauf ist YB erneut im Pech. Ganvoulas Kopfball nach einem Corner von Lewin Blum landet am Pfosten (61.).

20 Minuten noch. YB bleibt clever, abgeklärt und hält die Gefahr weitgehend vom eigenen Tor fern. Wenn es doch einmal zu Abschlüssen der Türken kommt, ist Marvin Keller wachsam. Mit seinen Paraden gegen Kerem Aktürkoglu (71.) und Kerem Demirbay (72.) hält er seine Mannschaft auf Kurs.

Nach 80 Minuten, wird es hitzig und unschön. Filip Ugrinic und Ebrima Colley werden bei ihrer Auswechslung von unbeherrschten Galatasaray-Anhängern mit Bechern beworfen, worauf sie kurzerhand auf den Platz zurückkehren, um sich zu schützen. Daraus entsteht kurzfristig eine Rudelbildung. Die Young Boys überstehen auch diesen Moment…

…und dann kommt die 87. Minute! Cedric Itten bereitet mustergültig vor, Alan Virginius zieht auf Goalie Muslera los und düpiert ihn auf brillante Weise. 1:0 für YB! Es ist eine Co-Produktion von zwei eingewechselten Spielern. Die Tür zur Champions League steht nun offen.

Mindestens zehn Minuten werden nachgespielt, zehn Minuten, in denen sich aber nichts mehr ereignet. Im Stadion ist es nicht mehr annähernd so laut wie vor dem Match. Dafür sind nun die YB-Fans in ihrem Sektor zu hören. Weil Galatasaray nie ein Rezept gefunden hat gegen YB, das sich nun auf Donnerstag freuen darf. Dann findet in Monaco die Champions-League-Auslosung statt.

Sportlich geht es für YB am kommenden Samstag in der Super League weiter. Im Wankdorf ist Lausanne-Sport zu Gast (20:30 Uhr).

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«Grande Fiesta» in der Garderobe in Istanbul! (Foto: Thomas Hodel)

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