11.08.17 Cup-Derby auf dem Spitalacker
Ja, natürlich: Der FC Breitenrain ist der Heimklub auf dem "Spitz", wenn es am Samstag im Schweizer Cup zum Stadtderby gegen den BSC Young Boys kommt. Aber ganz genau genommen, ist der Sportplatz Spitalacker, wie er offiziell heisst, vor allem die Heimat von YB.


Das Stadion Spitalacker damals beim Länderspiel gegen Holland. Das Prunkstück: Die schmucke Tribüne mit Inschrift "Young Boys Bern". 12'000 Zuschauer umsäumten den YB-Platz.


Ein Blick zurück in die gute alte Zeit:

1901

Der FC Young Boys hat nach wie vor kein Zuhause – ist aber erfolgreich. Trainiert wird auf dem Schwellenmätteli unter der Kirchenfeldbrücke, gespielt wird auf dem Sportplatz Kirchenfeld (wo der FC Bern beheimatet ist) oder auf der Kasernenmatte. Im Herbst entscheidet man sich, das Areal neben dem Spitalacker-Schulhaus zu pachten. Mit der Gemeinde Bern wird ein Vertrag vorläufig über sechs Jahre abgeschlossen. Pachtsumme jährlich: 250 Franken. Damals eine bedeutende Ausgabe.

1902

Endlich, YB hat einen eigenen Platz. Der Chronist schreibt: "Nur wer das Herumirren auf allen möglichen Plätzen all diese Jahre, den Kampf mit Behörden und Vereinen mitgemacht hat, wer dabei war, fast jeden Sonntag das Spielfeld mit dem Messband abzustecken, Goals aufzustellen, Linien zu markieren, der kann unsere Freude verstehen. Daneben im Schulhaus Abziehräume (!) und sogar richtiggehend Duschen, wir kamen ins Paradies!" Der Platz wurde an Spieltagen mit Sacktuch abgesperrt, was Einnahmen und somit die Einstellung eines Platzwarts im Nebenamt ermöglicht. Und endlich kann den Spielern die Hälfte (!) der Reisespesen bei Auswärtsspielen bezahlt werden.

1903

Die erste Saison auf dem Spitalacker schliesst YB mit dem ersten Meistertitel ab. Die Finalspiele: 3:1 gegen die Grasshoppers, 5:0 auswärts gegen Westmeister Neuchâtel. Als der Zug im Bahnhof Bern einfährt, sind die Perrons durch eine jubelnde Menge dicht besetzt, auch auf den Strassen feiern viele Hunderte den grossen Triumph.

1908-1911

Auf dem Spitalacker wird YB dreimal hintereinander Schweizermeister! Das hatte bisher noch keine andere Schweizer Mannschaft erreicht.

1918

"Wir bringen unseren Mitgliedern zur Kenntnis, dass unsere Trainings nunmehr auf dem Sportplatz Kirchenfeld stattfinden", so lautet die Bekanntgabe des Vorstands. Um dem Lebensmittelmangel zu steuern, der sich im letzten Kriegsjahr auch in der Schweiz bemerkbar gemacht hatte, musste ausgerechnet der Sportplatz Spitalacker zum Anbau von Kartoffeln herhalten. YB spielt nun beim FC Bern auf dem Kirchenfeld, die 1'400 Franken jährlich für die teilweise Benützung der Anlage sind kaum aufzutreiben. Nach einem Jahr stellt man das Gesuch um Wiederbenützung des Spitalackers - es wurde abgewiesen mit der Begründung, die Kartoffeln seien wichtiger als der Sport.

1919/20

Dank Beziehungen zur kantonalen Militärdirektion kann YB seine Spiele nun auf der Kasernenwiese (Seite Papiermühlestrasse) austragen – und wird zum fünften Mal Schweizermeister. Ein Jahr später steht der Spitalacker mit neuer Tribüne wieder zur Verfügung und beherbergt auch ein Länderspiel: Die Schweiz schlägt Holland am 19. November 1922 vor 12'000 Zuschauern mit 5:0. Im Schweizer Team mit dabei: die drei YB-Spieler Pulver, Ramseyer, Fässler. Aus Kapazitätsgründen sucht YB ein neues Heimstadion.

1925

Die neue YB-Heimat ist das Wankdorfstadion – und aus dem FC wird der BSC Young Boys. Der Spitalacker bleibt aber bis 1. April 1935, vor allem für Junioren und Senioren, für YB reserviert.

Tja, einen Heimvorteil werden die Young Boys natürlich schon auch ein wenig haben… Nicht nur aus historischen Gründen, sondern auch aus geographischen: Der Spitz gehört zu Bern, wie Bern zu YB. Um schliesslich ist man im gleichen Quartier zu Hause.

Text aus dem YB MAG 3/17

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