29.06.21 Christian Fassnacht

Am Coup der Schweiz gegen Frankreich im EM-Achtelfinal hatte auch Christian Fassnacht seinen Anteil. Am Tag danach redet der 27-Jährige über die Nacht von Bukarest und sein Lächeln vor der Einwechslung in der 79. Minute.

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Christian, herzliche Gratulation zum grandiosen Erfolg mit der Schweizer Nationalmannschaft gegen Weltmeister Frankreich. Wie waren die Stunden nach dem Triumph?
Wir haben nach der späten Rückkehr ins Hotel gemeinsam gegessen, danach sassen wir zusammen und genossen diesen speziellen Moment. Nichts Verrücktes, aber es war sehr schön. Wie aussergewöhnlich dieser Sieg war, zeigte sich auch an den Reaktionen. Ich weiss nicht, wie viele Nachrichten ich erhielt.
 
Konntest Du nach diesem aufwühlenden Match überhaupt ein Auge zutun?
Normalerweise tue ich mich nicht schwer, Schlaf zu finden. Das ist mein Glück. Aber ich wollte lange gar nicht ins Bett, weil ich so überwältigt war von den Gefühlen. Es war irgendwie surreal.
 
Bei Deiner Einwechslung in der 79. Minute für Steven Zuber war ein Lächeln in Deinem Gesicht erkennbar. Was war der Auslöser dafür?
Die pure Freude, eingreifen zu dürfen, die Chance zu erhalten. Und dann waren da noch die vielen Stimmen von der Bank, die mich motivierten. Ja, deshalb war ich in dem Moment, als ich den Platz betreten durfte, einfach nur glücklich, voller Vorfreude und Tatendrang, obwohl es zu dem Zeitpunkt noch 1:3 stand.
 
Hast Du geglaubt, dass eine Wende so spät noch möglich ist?
Ich hatte nicht den Eindruck, dass das Spiel entschieden ist, und nahm mir einfach vor, alles reinzuwerfen, was in meiner Macht steht. Die Überzeugung, einen Rückstand noch drehen zu können, muss man als Fussballer immer haben. Bis zum Schluss.
 
Du hast dann mit zwei Balleroberungen Entscheidendes geleistet: Sie standen am Ursprung des 2:3 und 3:3.
Die kämpferischen Tugenden muss man jederzeit abrufen können. Ich machte genau das, ich wollte der Mannschaft in jeder Sekunde helfen und keinem Zweikampf aus dem Weg gehen.
 
Wo ordnest Du diesen Erfolg in Deiner Karriere ein?
Gleich hinter meinem ersten Meistertitel mit YB. Emotional kommt dieser Sieg dem Titel 2018 sehr nahe.
 
Was ist nun am Freitag gegen Spanien möglich?
Wir werden nun nicht übermütig, obwohl wir ein 1:3 gegen den Weltmeister wettgemacht und uns am Ende durchgesetzt haben. Uns ist sehr wohl bewusst: Wir treffen auf eine Mannschaft, die zu den Weltbesten gehört. Aber wir wissen auch, dass wir grosse Teams schlagen können. Wir treten mit breiter Brust an. Ich habe nichts dagegen, wenn die Reise mit der Schweiz noch einige Zeit weitergeht. Der nächste Halt ist St. Petersburg, und wenn wir von dort nach London fliegen können, wäre das natürlich fantastisch.
 
Stehst Du in Kontakt mit Deinen Teamkollegen von YB?
Ja, auf jeden Fall, der Austausch ist rege, der Gruppenchat wird fleissig bewirtschaftet. Ich bin stets auf dem neusten Stand und habe mit vielen Leuten von YB Kontakt.
 
Welche Reaktionen kamen von der Mannschaft aus dem Trainingslager in Gstaad?
Ich erhielt Videos, auf denen zu sehen ist, wie sich die Mitspieler freuten, für die Schweiz, auch für mich. Schon vor dem Match gegen Frankreich schickten sie mir Nachrichten und stärkten mir mit lieben Worten den Rücken. Einmal mehr habe ich die Bestätigung erhalten, was für ein grossartiger Klub YB ist.


Die Schweizer jubeln, mittendrin YB-Mittelfeldspieler Christian Fassnacht. (Bild: Keystone-SDA)

[pd][sst]




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