12.03.13 HOOLIGAN-KONKORDAT

Der Berner Grosse Rat entscheidet in der März-Session über das sogenannte Hooligan-Konkordat, genauer über die Verschärfung des bestehenden Konkordats gegen Gewalt bei Sportveranstaltungen. Mit Blick auf die Bedeutung der Vorlage haben die sieben Berner Top-Klubs der höchsten Eishockey- und Fussball-Ligen als Direktbetroffene erstmalig eine gemeinsame Position definiert.

Die Verantwortlichen des SC Bern, EHC Biel, der SCL Tigers und des SC Langenthal sowie des BSC Young Boys, des FC Thun und des FC Biel stellen sich gegen die Verschärfung des Konkordats in dieser Form. Zwar begrüssen die Klubs viele der darin formulierten Ansätze, sie wünschen sich jedoch von den Behörden und den politischen Entscheidungsträgern eine sachliche, den tatsächlichen Verhältnissen der Klubs gerecht werdende Diskussion und Meinungsbildung. Insbesondere sollen die in der geplanten Rahmenbewilligung vorgesehenen betrieblichen Auflagen für die Klubs verhältnismässig, tatsächlich umsetzbar und  berechenbar sowie auch fair, das heisst für alle gleich sein.

Erstmals überhaupt haben sich die sieben grossen Berner Sport-Klubs der obersten Eishockey- und Fussball-Ligen zusammengefunden und gemeinsam die Ausgangslage im Hinblick auf die bevorstehende Abstimmung im Grossen Rat über die Verschärfung des Konkordats gegen Gewalt bei Sportveranstaltungen beurteilt. Träger dieser kollektiven Interessengemeinschaft sind ausdrücklich die wirtschaftlich ausgerichteten Betriebsorganisationen der Klubs und nicht die gemäss Statuten politisch passiven Vereine. Der SC Bern, EHC Biel, die SCL Tigers, der SC Langenthal, BSC Young Boys, FC Thun und FC Biel vertreten grundsätzlich die Haltung der jeweiligen Verbände, die im Verlauf des Vernehmlassungsverfahrens eingereicht wurde, und stellen sich nicht gegen alle Massnahmen im Konkordat. Sie können sich beispielsweise mit den vorgesehenen verschärften Massnahmen gegen gewalttätige Personen identifizieren. Mit der geplanten Einführung einer Bewilligungspflicht für Fussball- und Eishockeyspiele der obersten Ligen erhalten die Behörden aber neu ein Instrument, um den Klubs als private Veranstalter von Sportanlässen in erster Linie bei Hochrisikospielen diverse Auflagen in sicherheitsrelevanten Bereichen zu machen, auf die sie bislang keinen Einfluss nehmen können. Die Verantwortlichen der sieben grossen Berner Sport-Klubs wollen als Direktbetroffene sicherstellen, dass in der anstehenden politischen Diskussion ihre Argumente in den Prozess der Meinungsbildung einfliessen.

Bereich

Text Konkordat

Beurteilung der Sport-Klubs

An- und Rückreise
der Gästefans

Bei roten Spielen ist der Gastklub verpflichtet, Extrazüge oder -busse einzusetzen.

Die Tickets für den Gästesektor werden nur in Kombination mit den Fahrkarten für den Charterbus oder -zug angeboten (Kombi-Tickets).

Der Gastklub kontrolliert beim Besteigen der Extrazüge und
Extrabusse, ob alle Personen im Besitz von Fahrausweis und Eintrittskarte für den Gästesektor sind.

 

Der Verkauf von Kombi-Tickets kann zwar verordnet, aber kaum konsequent durchgeführt und umgesetzt werden. Fans, die nicht die Extrazüge oder -busse benutzen wollen, können sich Tickets für andere Sektoren kaufen und individuell anreisen. Der auswärtige Fan, der in der Umgebung Bern wohnt und die Spiele seines auswärtigen Teams im Gastsektor eines Berner Stadions erleben möchte, muss umständlich irgendwohin ausserhalb der Agglomeration reisen und dort in den Extrabus (Autobahn-Raststätte?) oder -zug steigen.

Verkauf der Eintrittskarten

Gästefans, die nicht mit dem Charterbus oder -zug anreisen, dürfen nur Eintrittskarten für die übrigen Stadionsektoren kaufen.

Der Heim-Klub führt den Verkauf der Eintrittskarten so durch, dass ausserhalb des Gästesektors nirgends im Stadion eine Gruppenbildung von Gästefans entsteht.

Solange ein Stadion nicht ausverkauft ist und Tickets auch online gekauft werden, können Gästefans problemlos in andere Sektoren (z.B. Family Corner) ausweichen.

Den Verkauf von Eintrittskarten technisch so zu lösen, dass ausserhalb des Gästesektors nirgends im Stadion eine Gruppenbildung von Gästefans entsteht, ist nicht umzusetzen. Zudem bleibt die Frage, was unter dem Ausdruck „eine Gruppenbildung“ zu verstehen ist.

Einlassverfahren l:
ID-Kontrollen

Der Heim-Klub gestaltet die Eingänge so, dass die ZuschauerInnen kanalisiert und einzeln einer Zutrittskontrolle unterzogen werden können. Bei den Eingängen zum Heim- und Gästesektor und allenfalls an weiteren Stellen führt der Klubs lückenlose elektronische Zutritts-kontrollen ein, die einen Abgleich von Identitäts-ausweisen mit der Datenbank HOOGAN erlauben.

Die für die Einführung der ID-Kontrollen nötigen Aufbau- und Betriebskosten rechtfertigen den möglichen Nutzen der Massnahme nicht.

 

 

 

Einlassverfahren ll: Leibesvisitationen

Die Polizei kann die Besucherinnen und Besucher bei einem konkreten Verdacht durch Personen gleichen Geschlechts auch unter den Kleidern am ganzen Körper nach verborgenen Gegenständen durchsuchen. Der Klub stellt dafür in der Nähe der Eingänge nicht einsehbare Räume zur Verfügung. Eigentliche Durchsuchungen des Intimbereichs erfolgen unter Beizug medizinischen Personals.

Da die Mehrheit der betroffenen Klubs nicht Stadionbesitzerin ist, liegen die Umsetzung und die notwendigen Anpassungen der Infrastruktur zur Durchführung der Kontrollen nicht in den Händen der Klubs.

Eingangskontrollen in den Stadien müssen weiterhin in der Verantwortung der Klubs liegen – gemäss den jeweiligen Hausordnungen und bestehenden Reglementen.

 

Alkoholverbot

Bei Spielen der Risikostufe rot gilt im Perimeter des Stadions und in allen Sektoren des Stadions mit Ausnahme der VIP-Sektoren ein Alkoholverbot.

Was heisst Perimeter? Das bedeutet, dass bei roten Spielen in einem zu definierenden Umkreis rund um das jeweilige Stadion während einer gewissen Zeit vor einem Match kein Alkohol verkauft werden darf. Diese Bestimmung gilt auch für sämtliche Gastro-Betriebe im Perimeter… 

Kontrollen und Durchsetzung des Verbots lösen einen erheblichen Mehraufwand aus.



Die Berner Sport-Klubs SC Bern, EHC Biel, SCL Tigers, SC Langenthal, BSC Young Boys, FC Thun und FC Biel lehnen jede Gewalt bei Sportveranstaltungen konsequent und entschieden ab. Sie arbeiten eng mit den direkt involvierten Behörden zusammen und haben sich dank erhöhtem Eigenaufwand bereits erfolgreich darum bemüht, zur Verringerung der Sicherheitsaufwendungen bei den Behörden beizutragen. Allein die sieben Berner Klubs, die in der Swiss Football League sowie in der National League A und B von Swiss Ice Hockey engagiert sind, investieren zusammen pro Jahr mehrere Millionen Franken direkt in die Sicherheit. Dazu kommen jährlich einige hunderttausend Franken für die Förderung von Fan-Projekten und Fan-Organisationen.



 




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